4.

Ziele unseres Wirkens

 

Unsere Mission ist es, beizutragen, dass das Leben junger Menschen gelingt. So nehmen wir am Auftrag der Kirche teil, die Frohe Botschaft in Tat und Wort zu verkünden.13 Wie Don Bosco zu seiner Zeit als Ziel seiner pädagogisch-pastoralen Arbeit mit jungen Menschen die Heranbildung von„ehrenwerten Staatsbürgern und guten Christen“ verfolgte, so versuchen auch wir heute, eine ganzheitliche Erziehung und Bildung zu realisieren. Die folgenden vier Zieldimensionen prägen unser gesamtes Wirken in allen Einrichtungen und Diensten der Provinz14.

Obwohl diese vier Zieldimensionen getrennt aufgeführt werden, hängen sie doch aufs Engste zusammen und ergänzen einander. In ihrem Zusammenspiel sind sie auf das ganzheitliche Wachstum der Person des jungen Menschen ausgerichtet. Bei ihrer Umsetzung in die Praxis kann es deshalb durchaus Überschneidungen geben, oder es kann – je nach Situation – die eine oder andere Zieldimension eine stärkere oder schwächere Berücksichtigung finden.

4.1. Personale Reife erlangen 

Die entscheidende Herausforderung und Aufgabe des Jugendalters ist die Entwicklung einer eigenen Identität. Jugendliche dabei zu unterstützen, stellt daher auch den Kern salesianischer Erziehung und Pastoral dar.Dabei geht es zunächst um die Wahrnehmung der Lebenssituation des einzelnen jungen Menschen, um seine familiären, schulischen und beruflichen Verhältnisse, seine Hoffnungen und Sorgen; sodann um konkrete Unterstützungsleistungen wie Räume zur Selbsterprobung und zum Erfahren der eigenen Fähigkeiten wie der eigenen Grenzen, und nicht zuletzt um Angebote gemeinsamen Erlebens und Lernens sowie Gelegenheiten des persönlichen Gesprächs. 

Daraus ergeben sich folgende Wirkungsziele:

  • Der junge Mensch ist fähig, Vertrauen anzunehmen und zu schenken, zu kommunizieren, stabile Beziehungen aufzubauen und zu lieben.
  • Er ist in der Lage, selbstständig und bewusst im Alltag und Beruf die Herausforderungen des Lebens zu meistern. 
  • Er entwickelt einepersönliche Identität, einen sozialen Sinn und ist auf dem Weg, seine Sexualität zu integrieren.
  • Seine berufliche und kognitive Bildung ist dem kulturellen Kontext und den Fähigkeiten des Jugendlichen angemessen.

4.2. Gemeinschaft bilden und leben lernen 

Salesianische Pädagogik und Jugendpastoral arbeiten wesentlich mit dem „Mittel“ der Gruppe. Die Gemeinschaft und die wechselseitige Inspiration durch ein Beziehungsnetz von jungen Menschen und Erwachsenen sind ihr grundlegender Ansatz. Das salesianische familiäre Klima ermöglicht es, dass Heranwachsende sich angenommen, wertgeschätzt und selbstwirksam erfahren können. So können sie im Miteinander Selbstverantwortung und Verantwortung für andere einüben. Die Entfaltung einer Willkommenskultur, der Aufbau von geistig anregenden und menschlich tragenden Gruppen und Gemeinschaften und darin die Erfahrung von „Kirche als Gemeinschaft mit Gott und untereinander“ sind somit eine zweite Zieldimension unserer Jugendpastoral.

Daraus ergeben sich folgende Wirkungsziele:

  • Der junge Mensch ist seinem Alter gemäß fähig zur Empathie. Er hat die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich in die Situation anderer zu versetzen und deren Gefühle, Interessen und Bedürfnisse zu verstehen.
  • Er verfügt über eine altersgemäße Kommunikations- und Sozial-kompetenz.Er kann eigene Bedürfnisse, Sichtweisen und Gefühle formulieren. Er kann mit den Interaktionspartner/innen einen situationsangemessenen Rahmen herstellen, damit alle ihre Meinungen und Beiträge äußern und im Konfliktfall friedliche Lösungen erarbeiten können.
  • Der junge Mensch ist bereit und fähig, Verantwortung zu übernehmen. Er hat die Bereitschaft, seinem Alter und seinen Fähigkeiten entsprechend die Gruppen und Gemeinschaften mitzugestalten, in denen er lebt. Er erfüllt Aufgaben, die für das Bestehen und das Gelingen des Zusammenwirkens in einer Gemeinschaft notwendig sind.
  • Er hat ein Bewusstsein für Fehlverhalten und die Fähigkeit, zu verzeihen.Er kann gegebenenfalls sein verletzendes und destruktives Verhalten und das der anderen erkennen und sich und den anderen verzeihen.

4.3. Den eigenen Glauben entwickeln und die Lebensberufung entdecken

Religionspsychologisch gesehen steht es im Jugendalter an, einen eigenen Glauben zuentwickeln. Die religiöse Erziehung und Glaubensbildung im Kontext salesianischer Tätigkeit will junge Menschen bei dieser phasentypischen Aufgabe unterstützen. Angesichts der heutigen religiösen Situation ist die religionspädagogische Arbeit mit Jugendlichen aber differenziert zu gestalten. Zum einen muss sie eine systematische Bildung für junge Christinnen und Christen anbieten, die ihren Glauben vertiefen und bewusst leben wollen; zum anderen gilt es auch, andersgläubigen und konfessionslosen Jugendlichen gerecht zu werden. Die religiöse Bildungsarbeit im salesianischen Kontext basiert – wie ihre Pädagogik und Pastoral insgesamt – vor allem auf Beziehung. Sie geht vom Glauben Jugendlicher aus, sie bietet ihnen gemeinschaftliche Erfahrungen gelebten Glaubens an und spricht sie ganzheitlich an. So unterstützt sie Jugendliche auch dabei, die eigene Lebensberufung zu entdecken und zu verwirklichen, die Gott jedem Einzelnen zugedacht hat.

Daraus ergeben sich folgende Wirkungsziele:

  • In Bezug auf die Religion haben junge Menschen sehr unterschiedliche Voraussetzungen und Zugänge; ihnen tragen wir Rechnung. In einer Atmosphäre des Angenommen-Seins und der religiösen Sensibilität können sie die Frage nach dem Sinn und dem Ziel des Lebens und nach Gott stellen und eine Erfahrung der Liebe Gottes machen.
  • Der junge Mensch ist der Botschaft des Evangeliums durch das Handeln und Vorbild der Begleiter/innen oder anderer Jugendlicher begegnet, in dem Maß, in dem er dafür offen ist. Er hat von Don Bosco erfahren und Formen kennengelernt, wie er seinen persönlichen Glauben ausdrücken kann.
  • Junge Menschen finden ihren eigenen Glaubensweg und entwickeln Formen des Dialogs und des Zusammenlebens mit verschiedenen 
  • Religionen und Weltanschauungen.
  • Jugendliche, die den christlichen Glauben leben wollen, vertiefen sich in die Botschaft der Bibel und entdecken die Kircheals Lebens- und Glaubensgemeinschaft. 
  • Heranwachsende treffen eine bewusste Entscheidung für Jesus Christus und klären ihre Lebensberufung mithilfe ihrer Begleiter/innen.

4.4. Gesellschaftliche Verantwortung übernehmen

Wirksamkeit zu zeigen und Anerkennung zu erfahren, sind zwei zentrale Bedürfnisse, besonders junger Menschen. Sie haben die Zukunft noch vor sich, wollen diese mitgestalten und Spuren in der Welt hinterlassen. Dieses Bedürfnis greifen auch die salesianische Erziehung und Pastoral auf, indem sie jungen Menschen Räume für das Engagement eröffnen. Hier können sie ein kritisches Bewusstsein über den Zustand der Welt entwickeln, andere Kulturen und Lebenseinstellungen kennenlernen, praktische Solidarität einüben und sich persönlich wie beruflich neu orientieren. Die salesianische Jugendpastoral mit ihrer weltweiten Verankerung bietet hier ein großes Übungsfeld für das Erlernen lokaler wie weltweiter Verantwortung im Geist der christlichen Soziallehre.

Daraus ergeben sich folgende Wirkungsziele:

  • Dem jungen Menschen ist Wissen über politische und soziale 
  • Zusammenhänge wichtig. Er hat ein Bewusstsein für Fehlentwicklungen, welche die Lebensgrundlagen der Menschen gefährden und die Menschenwürde verletzen.
  • Der junge Mensch verfügt über eine solidarische Grundhaltung. Für ihn sind soziale Gerechtigkeit, die Orientierung am Gemeinwohl und die Unterstützung benachteiligter und bedürftiger Menschen vorrangige Grundwerte;
  • Der junge Mensch übernimmt soziale und politische Verantwortung; 
  • Er ist fähig, sein alltägliches Leben nach einer solidarischen und ökologisch-nachhaltigen Grundhaltung auszurichten, und bringt sich für die Verwirklichung von sozialer Gerechtigkeit auf lokaler und globaler Ebene ein.

 

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13 Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen Gentium“, Nr. 33.

14 Diese vier Dimensionen beziehen sich auf den Vorschlag des Dikasteriums für Salesianische Jugendpastoral, in: Dies. (Hrsg.), Die Salesianische Jugendpastoral. Leitfaden, München 2015, S 147ff.; Es wurde hier allerdings eine andere Gewichtung vorgenommen (vgl. 23. Generalkapitel, Nr. 67ff.). 

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